Wider die sexuelle Apartheid
15 Jahre RKL: Weltweit einzigartiger Festakt im Parlament
Grußbotschaften und Grußworte
Den Grussbotschaften folgten persönliche Grußworte unter anderem von Justizministerin Karin Gastinger, dem Amnesty-International Österreich Generalsekretär Heinz Patzelt, Richterpräsidentin Barbara Helige, Rechtsanwälte-Vizepräsidentin Elisabeth Rech, UN-Sonderberichterstatter Manfred Nowak, SoHo-Vorsitzenden Günter Tolar und der Grünen Nationalrätin Ulrike Lunacek. Sie alle hatten für ihre Statements auf der Regierungsbank platz genommen.
Auch der Ort der Veranstaltung war historisch, wie RKL-Präsident Helmut Graupner in seiner Festrede festhielt. Immerhin war es genau dieser Sitzungssaal in dem Gesetze für und gegen Homosexuelle gemacht wurden, in dem 1971 das Totalverbot abgeschafft und dafür die Ersatzbestimmungen eingeführt wurden. Hier hatten auch in den 90er-Jahren die heftigen Debatten zur Abschaffung dieser Gesetze getobt, hier war 1996 das Werbeverbot für Homosexuelle nur ganz knapp mit 90 zu 89 Stimmen abgeschafft worden und hier hatten ÖVP und FPÖ seitdem die Abschaffung des §209 StGB verhindert. Helmut Graupner betonte daher, dass er sich keinen schöneren und symbolträchtigeren Ort für den RKL-Festakt hätte denken können. Er hielt auch einen flammenden Appel „Wider die sexuelle Apartheid“ und bezeichnete Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung als unakzeptabel und gab zu bedenken, dass trotz der Erfolge der letzten Jahre Österreich immer noch keinen Diskriminierungsschutz für Homosexuelle aber dafür ein „Eheverbot“ aufgrund des Geschlechtes habe. Er betonte, dass Eingetragene Partnerschaften nur ein Zwischenschritt aber nicht das Endziel seien, denn schlußendlich müssten sämtliche Möglichkeiten des Zusammenlebens allen Menschen offen stehen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Graupner erhielt nach seinem Vortrag vom gesamten Saal „standing ovations“.
Die abschließenden Festvorträge hielten drei besonders prominente Gäste aus dem Ausland: Der Ombudsmann der schwedischen Regierung gegen Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung Hans Ytterberg berichtete von der neuesten Entwicklung in Schweden, wo nun die Eingetragene Partnerschaft durch die komplette Öffnung der Ehe für Homosexuelle ersetzt werden soll. Robert Wintemute (Professor für Menschenrechte am Londoner King's College) betonte ebenfalls, dass vollständige Gleichberechtigung nur dann erreicht ist, wenn gleichgeschlechtliche Paare auch das Recht auf Eheschließung erhalten. Den Schlusspunkt der Festvorträge setzte Edwin Cameron, Richter am Obersten Gerichtshof Südafrikas, der maßgeblich daran beteiligt war, dass der südafrikanische Verfassungsgerichtshof das Eheverbot für Homosexuelle aufgehoben hat. In seinem bewegenden Vortrag bezeichnete Cameron die sexuelle Orientierung als Testfall für die Menschenrechte und rief zur vollen Gleichberechtigung von Homosexuellen und Lesben auf.
Lilian Hofmeister, Richterin des Handelsgerichtes und Ersatzmitglied des Verfassungsgerichtshofs, moderierte den Festakt souverän und dankte gemeinsam mit Helmut Graupner zahlreichen FreundInnen und UnterstützerInnen des RKL und des Festaktes. Danach öffnete sich die Türe und die „Gay Cops“ überbrachten eine Geburtstagstorte, die von Graupner gemeinsam mit Barbara Prammer angeschnitten wurde. Zwischen den Reden hatte es immer wieder stimmungsvolle Musik vom Wiener Akkordeon-Kammer-Ensemble unter der Leitung von RKL-Generalsekretär Walter Dietz gegeben, unter anderem das Rondo aus der „Kleinen Nachtmusik“ von Wolfgang Amadeus Mozart und ein Kärntner Heimatlied als Abschluss.